Brauchtum

Fest in der Tradition verwurzelt

Das Brauchtum hat über alle stürmischen Zeiten hinweg seinen Platz behalten in den Orten und vor allem in den Herzen der Menschen. Frühling, Sommer, Herbst und Winter, jede Jahreszeit kann im Bayerischen Wald mit besonderen Feiern und Ritualen aufwarten.

Rauhnacht Waldkirchen

Rauhnächte

Zwischen Weihnachten und den Heiligen Königen herrscht eine ganz besondere Magie. In den zwölf Nächten soll sich nach dem alten Volksglauben das Tor zur Geisterwelt öffnen, die Tiere beginnen zu sprechen und das Nachtgejaid zieht durch das Land. Mit allerlei Bräuchen und Verboten versuchten sich die Menschen sich vor Gespenstern, Dämonen und Unglück zu schützen. Aber die Rauhnächte gaben auch einen Einblick in das Wetter des kommenden Jahres, waren also für die Landwirtschaft von großer Bedeutung.

Einige Elemente haben sich bis heute gehalten wie das Bleigießen oder die lustigen Rauhnachtspektakel, bei denen gespenstisch verkleidete Gestalten lärmend durch die Straßen ziehen, um die bösen Geister zu vertreiben.

Jedes Jahr am 5. Januar finden in folgenden Orten Rauhnächte statt:

Ratschen als Brauchtum im Bayerischen Wald

Ratschen

„Klack-klack-klack-klack-klack!“ tönt es zu Ostern durch die Straßen, denn am Gründonnerstag läuten zum letzten Mal die Kirchglocken und verstummen dann bis zur Auferstehungsfeier. Man sagt, die Glockenschlägel würden in dieser Zeit nach Rom fliegen. Ihre Aufgabe übernehmen die Ratschebuben und -mädels. Mit ihrem hölzernen Krachinstrument laufen sie von Haus zu Haus und lärmen für die Hausbewohner.
Als Entlohnung bekommen sie kleinere Beträge, die sie untereinander gerecht oder ungerecht aufteilen.

In einigen Orten des Nationalpark-FerienLandes wird auch heute noch der Brauch des Ratschens gehalten. Die Kinder ziehen am Gründonnerstag (abends), am Karfreitag (frühmorgens, mittags, abends) und am Karsamstag (morgens) durch die Dörfer.

Maibaum aufstellen

Maibaum

Hoch über den Häusern steht ab dem 1. Mai ein mit Bändern geschmückter Stamm mit einem Kranz auf der Spitze. In vielen Städten ist er nicht mehr zu sehen, im Bayerischen Wald jedoch setzt jeder Ort stolz seinen eigenen Maibaum auf den Platz. Vor dem anstrengenden Aufstellen des Stammes wird er feierlich und mit Musik begleitet dem ganzen Dorf gezeigt und dann erst wird der Baum mit viel Kraft und Einsatz mehrerer Männer und heute auch Maschinen an seinen Platz gesetzt. Er wird mit Bändern, natürlich dem Wappen des Ortes und einem Kranz verziert, die in vielen Metern Höhe bis zum Herbst bereits aus der Ferne sichtbar sein werden. Im 18. Jahrhundert sollte das Maibaumsetzen verboten werden und es dauerte 100 Jahre bis wieder ein Baum zu diesem Zweck geschlagen werden durfte. Mit dem Setzen kam natürlich auch das Fest wieder auf. Denn die Helfer und Zuschauer haben sich nach dem kräftezehrenden Aufstellen des Baumes ein, zwei oder auch drei Maß verdient. Ab jetzt wird die warme Jahreszeit Einzug halten und das wird mit Bier und Musik gefeiert.

In fast allen Orten des Nationalpark-FerienLandes wird um den 1. Mai ein Maibaum aufgestellt. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Gastgeber oder in der Touristinformation vor Ort nach dem genauen Termin!

Fronleichnam

Fronleichnam

Sechzig Tage nach dem Ostersonntag wird im katholischen Raum Fronleichnam begangen. Anlass ist die Feier der Eucharistie, deren Elemente in den prunkvollen Monstranzen durch die Gemeinde getragen wird. Eingeführt von Papst Urban IV. für die gesamte römisch-katholische Kirche erlangte das Fest erst zweihundert Jahre später größere Bedeutung. Neben der Pracht der wertvollen Monstranzen und dem allerheiligsten Sakrament lohnt es sich auch die mit Blumen geschmückten Altäre zu sehen. Stundenlange Handarbeit steckt in den individuellen Blütenteppichen, die nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch den Ort mit ihrem Duft verzaubern.

In fast allen Orten des Nationalpark-FerienLandes findet eine Fronleichnamsprozession statt. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Gastgeber oder in der Touristinformation vor Ort nach dem genauen Termin!

Wasservögelsingen

Wasservögelsingen

„D´Wasservögel soll ma giaßn, sonst mecht se´s ja verdriaßn“, rufen am Abend des Pfingstsonntags seltsam gekleidete Gestalten vor den Häusern. Sie sagen allerlei Sprüchlein auf und bilden doch eine lustige Vogelschar. Statt Federn trägt die Gruppe Regenbekleidung und bittet die Leute an jeder Tür, sie doch kräftig mit Wasser zu begießen. Dabei singen die Vögel aus vollem Hals Loblieder über die fleißigen Hausbewohner.

Aber natürlich wollen sie für die Wassergaudi und ihren Gesang auch entlohnt werden: Kleinere Geldbeträge, Eier, Süßes oder auch ein kleiner Schnaps entschädigen schnell für die kalte Dusche und natürlich wird alles später im Wirtshaus brüderlich geteilt.

Hintergrund dieses kuriosen Brauches ist der Wunsch, der Sommer möge doch ebenso nass werden, damit die Ernte nicht verdorre.

In fast allen Orten des Nationalpark-FerienLandes ziehen am Abend des Pfingstsonntags Wasservögl umher. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Gastgeber oder in der Touristinformation vor Ort nach dem genauen Termin!

Markt in Waldkirchen

Garnmarkt & Markttradition

Unter einem Markt verstehen wir einen großen Platz mit vielen Verkaufsständen und einem großen Warenangebot von Gemüse über Keramik bis hin zu Imbissbuden. Auf den historischen Märkten entdeckt man besondere Sachen und Einzelstücke, die meist noch handgemacht sind und vor allem aus der Region stammen.

Hatte ein Ort früher einen Markt, bedeutete dies auch eine besondere Genehmigung und gewisse Privilegien, denn nicht überall durfte Handel betrieben werden. Viele große Märkte wie der Garnmarkt in St. Oswald können auf eine lange Geschichte zurückblicken und vielerorts stand ein bestimmtes Produkt im Vordergrund wie das Garn in St. Oswald.

Aber auch zu besonderen Festen wurde ein großer Markt abgehalten, so gehört zur Kirchweih auch der Kirta, die große Feier mit Verkaufsständen und Leckereien.

Auf diese speziellen Handelsplätze verweisen heute noch Straßen oder Ortsnamen und einige dieser historischen Märkte sind heute wieder zu neuem Leben erweckt worden.

Es sind viele weitere Märkte und „Kirta“ entstanden in denen die Fieranten verschiedenste Waren anbieten. Egal ob beim Kunst- und Handwerkermarkt, Kräutermarkt, Portiunkula-Kirta, Kersch-Kirta oder der großen Anzahl an weiteren Märkten im Nationalpark-FerienLand – eine große Auswahl an regionalen Köstlichkeiten und Spezialitäten ist garantiert.

Leonhardiritt

Leonhardiritt

In Waldkirchen ist diese Tradition bereits für 1753 belegt und auch andere Orte im Bayerischen Wald halten ihn in allen Ehren: den Leonhardiritt.

Patron des Viehs und vor allem der Pferde wird der Heilige Leonhard besonders in Bayern verehrt und auch als Bauernherrgott bezeichnet. Vor allem die Pferde stehen unter seinem Schutz und so schwingen sich am 6. November vielerorts die Leute auf ihre Pferde und brechen reich geschmückt zu einem Bitt-Ritt auf, an dessen Ende die Pferde gesegnet werden. Neben Reiterumzug und Gottesdienst locken auch die Märkte zu diesem Anlass mit verschiedenen Leckereien.

Jährlich am 2. Sonntag im September wird in Einberg (Stadt Grafenau) ein Leonhardiritt veranstaltet. Außerdem findet jedes Jahr um den 6. November in folgenden Orten ein Leonhardiritt statt:

Kirchweihmontag Ente

Kirchweih

Ein Hochfest ganz besonderer Art ist die Kirchweih, die mehrmals im Jahr gefeiert werden kann. Jede Kirche hat ihren eigenen Jahrestag, der mit einem Gottesdienst und einem ausladendem Volksfest im Ort gewürdigt wird. Musik, Tanz und Unterhaltung stehen bei dem bunten Treiben im Vordergrund und gerne feiern auch die Nachbarorte mit. So geschieht es häufig, dass über mehrere Tage hinweg gemeinsam in verschiedenen Dörfern gelacht und gespaßt wird.

Um diesem ein Ende zu bereiten, wurde bald von der Obrigkeit ein allgemeingültiger Kirchweih-Tag am dritten Sonntag im Oktober eingeführt.

Kirchweihganserl:

Am dritten Sonntag im Oktober findet die Kirchweih statt und dazu darf auch ein festlicher Braten nicht fehlen. Traditionell gibt es daher als Festschmaus die knusprig gebratenen Kirchweihgänse mit Kartoffelknödeln und Blaukraut. Das Essen gehört zu den Höhepunkten des Festes und einige Wirtshäuser veredeln den Braten mit besonderen Füllungen.

Als kleine Leckerei gibt es häufig auch süße Gebildbrote in Form von Gänsen – eine kleine Aufmerksamkeit für Kinder, denen das Selberbacken natürlich am meisten Spaß macht.

 

Wolfauslassen im Bayerischen Wald

Wolfauslassen

Am Abend vor Martini, dem 11. November, hallt das Läuten von unzähligen Kuhglocken durch den Bayerischen Wald.

Bis heute hat sich der Brauch des Wolfauslassens oder -austreibens im Bayerischen Wald gehalten. Seinen Ursprung hat er im Heimtreiben der Tiere durch die Hirten. Diese nahmen sich anschließend die Glocken des Viehs, die sonst die wilden Tiere vertreiben sollten und lärmten mit ihnen durch den Ort. So feierten sie mit den Glocken das gute Hirtenjahr und den Erhalt ihres Lohns.

Heute noch ziehen die Burschen mit großen Kuhglocken von Haus zu Haus, lärmen, sagen kleine Reime auf und bekommen zum Dank kleine Geschenke für ihr erfolgreiches Wolfaustreiben. Mit Glück kann man sogar den verschreckten Wolf sehen, der erst gewitzt um das Haus schleicht, an den Fenstern klopft und dann doch von den mutigen Austreibern verscheucht wird.

In einigen Orten des Nationalpark-FerienLandes wird auch heute noch der Brauch des Wolfauslassens gehalten. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem Gastgeber oder in der Touristinformation vor Ort nach dem genauen Termin!

Besonders zu bestaunen ist dieser Brauch in Freyung. Hier sind alljährlich um Martini die Wolfaustreiber auf dem Stadtplatz unterwegs.

 

 

Das könnte Sie auch interessieren: